Der Hornbrief - Juni 2018 - Gewinnung von Jagdhornbläsern

Erfahrungsbericht von Martin Geyer

Zunehmende Vereinsmüdigkeit, keine Verpflichtungen eingehen wollen, ein überreiches Freizeitangebot. Alles Schlagworte und auch Probleme, mit denen wir uns als Vereine und Bläsergruppen konfrontiert sehen. Welche Bläsergruppe kann sich rühmen „aus dem Vollen zu schöpfen“ und das Problem zu viele Bläser zu haben (auch diese Fälle gibt es zum Beispiel mit der Bläsergruppe Harsewinkel, die über 70 Bläser verfügt, die dann in verschiedene Leistungsstufen aufgeteilt sind)? Diesen Situationen liegen dann zumeist „glückliche“ Konstellationen zugrunde, dass z.B. der Hornmeister Musiklehrer ist und seine Musikschüler begeistern kann. Exzellente Gruppen hingegen ziehen mit ihrem Ruf Bläser an, bei ihnen mitzumachen.

Die normale Feld-Wald-und-Wiesen-Bläsergruppe muss sich jedoch im Regelfall selbst darum bemühen, ihre Bläser zu bekommen – UND zu halten.

Vor diesem Hintergrund möchte ich im Folgenden einen Erfahrungsbericht vorlegen und Vorschläge machen, wie man herangehen kann, um den Fortbestand einer Bläsergruppe zu sichern.

(hier der Artikel als PDF)

Ausgangslage - Situation beim „Braunen Hirsch“

Die Bläsergruppe „Brauner Hirsch“ der Jägergesellschaft Brauner Hirsch e.V., Nürnberg besteht seit 1957. Damals bildete sich die Gruppe aus einer altershomogenen Gruppe von Jägern des Vereins. Diese Bläser bildeten über 40 Jahre lang den Grundstock der Bläsergruppe.

Heutzutage besteht die Bläsergruppe aus ca. 24 Bläsern, davon 24 in der B-gemischt-Gruppe und 15 in der Es-Parforce-Gruppe.

Die Bläsergruppe besteht zu ca. 40% aus älteren Mitgliedern (>70J), die Gruppenleitung wurde vor 11 Jahren in meine Hände gelegt, nachdem der vorherige Hornmeister die Gruppe 38 Jahre lang geleitet hatte. Über viele Jahre hinweg wurde intensiv Ausbildung betrieben, viele Neu-Bläser rekrutieren sich aus dem Jungjägerausbildungskurs oder Angehörigen der Bläser (Partner). Seltener gibt es Anfragen von extern. Aber auch Nichtmitglieder konnten dabei gewonnen werden.

Seit Jahren wird auch immer wieder um neue Bläser geworben, dies über die unterschiedlichsten Kanäle.

Beispielaktionen zur Bläsergewinnung

Um Bläser zu gewinnen, sollte auf allen möglichen Kanälen Werbung betrieben werden. Werbung kann man dabei für die Bläsergruppe direkt (direkte Anfrage, ob jemand als Bläser beitreten will), aber auch indirekt machen.

Indirekte Werbung

Indirekt wird für die Bläsergruppe geworben durch jegliches (positives) Auftreten der Bläsergruppe in der Öffentlichkeit.

Dies kann geschehen z.B.

  • direkt in den Jungjägerausbildungskursen (Vorstellen der Bläsergruppe, Vorblasen von Signalen für den Jagdbetrieb)
  • auf den Veranstaltungen der Jungjägerausbildungen (Hundeprüfung, Treibjagd, Waldspaziergang)
  • bei Auftritten in der Öffentlichkeit, wie Gemeindefesten, Wildwochen, Beerdigungen,
  • bei Hubertusmessen oder Jägerfest (für die Gemeinde(n)), aber auch
  • Blut-Spendenaktion der Kreisgruppe

Beispiele gibt es genügend, eine Anregung sind immer die Artikel über Aktionen anderer Kreisgruppen in den Verbandsorganen (in Bayern in der Verbandszeitschrift „Jagd in Bayern“)

Allgemein kann gesagt werden: aktiv sein, präsent sein, Image pflegen, offen sein!

Es genügt häufig, wenn dabei jeweils nur wenige Bläser Präsenz zeigen. Bei großen Veranstaltungen sollte die Gruppe jedoch komplett sein.

Direkte Ansprache von "Quellen"

Daneben gibt es auch die direkte Werbung, wenn Personen ganz konkret auf die Teilnahme bei der Bläsergruppe hin angesprochen werden.

Dies kann auch wieder geschehen in den Jungjägerausbildungskursen, aber auch alle aktiven Bläser können animiert werden in ihrem Umfeld Personen anzusprechen, sei es der Partner oder andere Familienmitglieder, aber auch weitere Verwandte oder Bekannte.

Auch örtliche Musikvereine können angesprochen werden, dort sind natürlich die Musiker schon ausgebildet. Man muss aber vorsichtig anfragen, da natürlich eine Beteiligung in der Jagdhorngruppe als Konkurrenz empfunden werden könnte. Häufig wird es aber der Fall sein, dass die Jagdhorngruppe zu wenig attraktiv für solche ausgebildeten Bläser ist.

Direkt kann auch geworben werden über die Ausschreibung eines "Kurs für Treibjagdbläser". Dieser kann auch vereinsübergreifend angeboten werden, dies sollte dann aber auch nur in Absprache mit den anderen Vereinen erfolgen. Ggf. hat der andere Verein ja auch keine Bläsergruppe.

Selbst bei öffentlichen Auftritten oder Veranstaltungen kann das Publikum angesprochen werden, manch einer fühlt sich zu dem traditionellen Auftreten hingezogen.

Einen Sonderfall wäre die Zusammenarbeit mit Schulen – wenn z.B. ein Musiklehrer konkret im Musikunterricht das Fach „Jagdhorn“ anbietet. Auch wenn die gewonnenen „jungen Bläser“ oftmals wieder auf andere Interessen überspringen, ist eine Verbindung geschaffen. Werbung (Werbefolder der Bläsergruppe auslegen) bei den Büchsenmachern sollte obligatorisch sein, da diese häufig der erste Ansprechpartner eines Bläserinteressenten sind beim Kauf eines Horns.

Integration und Erhalten der Bläsergruppe

Eigene Motivation

Für Bläser gibt es einige Argumente für das Mitblasen in der Bläsergruppe. Jagdhornbläser sind Sympathieträger und Aushängeschild für die Jagd. Die geleistete Öffentlichkeitsarbeit begeistert die Bevölkerung, bringt Applaus und damit Anerkennung für sein Engagement. Die Erhaltung der Jagdmusik als Kulturgut mag dabei auch Begründung sein.

Die regelmäßige Teilnahme an Wettbewerben ist ein TÜV für die Gruppe; Gold zu erreichen ist nicht wesentlich, es kommt darauf an, damit einen Motivator für das Üben zu haben und damit das Niveau der Gruppe zu steigern. Ohne Ziel ist das nicht zu erreichen. Dies kann auch über Konzerte und Jubiläen geschehen, oder Wochenendseminare, geplant mit dem eigenem oder externen Hornmeistern. Selbstverständlich kann man auch die Angebotsvielfalt der Landesjagdverbände nutzen – ein Blick über den Zaun lohnt immer, und so sollten auch Seminare von Nachbarbundesländern besucht werden (einen sehr schönen Aufenthalt hatte ich einmal bei einem Seminar in Niederösterreich, der mir das hohe Niveau dieser Gruppen zeigte!).

Diese Arbeit im Team, das Erreichen der gesteckten Ziele - oder das gemeinsame „traurig sein“, wenn man sein Ziel nicht erreicht hat schweißt zusammen und bringt Erfüllung durch die Zugehörigkeit zur Gruppe.

Motivierende Maßnahmen

Der Hornmeister oder die Gruppe selbst können viele Maßnahmen ergreifen oder das Jagdhornblasen so gestalten, dass es für alle Bläser attraktiv ist.

So kann man die Proben so gestalten, dass dazwischen Pausen eingelegt werden, in denen dann die Jagderlebnisse, der letzte Bock oder die erfolgreiche Hundeprüfung diskutiert werden können. Einen Stammtisch mit Brotzeit und Wein/Bier pflegt die Geselligkeit und Kommunikation. Dieser sollte jedoch nach der Probe stattfinden (sonst kommt es evtl. gar nicht erst zum Probenbeginn).

Ein gemütliches Beisammensein sollte man auch nach Auftritten pflegen, und nicht gleich nach Hause gefahren werden. Auch runde Geburtstage können gefeiert werden im Bläserkreis. Für kulinarische Zusammenkünfte gibt es viele Möglichkeiten. So wird/wurde bei uns z.B. gepflegt ein jährliches „Spargelessen“, ein „Schlacht-Schüssel-Essen“, ein Grillfest und eine „Gulaschprobe“. Von anderen Gruppen kenne ich auch ein gemeinsames Karpfen-Essen.

Bläserfahrten – seien es ein- oder mehrtägige Fahrten – werden in der Regel gerne angenommen. Sei es der Besuch einer anderen Bläsergruppe mit gemeinsamen Jagen, der Tagesausflug zum Hornbauer mit Werkstattbesichtigung oder zum nächsten Jagdwaffenhersteller. Hierzu muss der Hornmeister Beziehungen aufbauen – und z.B. einfach mal andere Gruppierungen ansprechen. Auch ein Probenwochenende mit attraktivem Beiprogramm lässt die Gruppe zusammenschweißen, evtl. kombiniert mit dem Besuch und einem gemeinsamen Auftritt einer anderen Bläsergruppe.

Integration neuer Bläser in der Gruppe

Schwierig ist immer die Integration von neuen Bläsern in eine bestehende eingeschweißte Gruppe.

Groß ist die Gefahr, dass die Anfänger ein paar Mal teilnehmen und dann weg sind.

Neben den extra Anfängerproben, in denen man sich intensiv mit den Problemen jedes einzelnen Bläsers beschäftigen muss, sollte man auch während der Zeit der ersten Proben in der „großen“ Gruppe ab und zu wieder extra Anfängerproben machen. Diese können z.B. eine halbe Stunde vor der regulären Probe anfangen und sollten sich mit erkannten Problemen (z.B. beim Ansatz) oder dem Einüben der Stücke, die die „große“ Gruppe bläst, beschäftigen.

Es empfiehlt sich sehr, den einzelnen Anfängern einen Mentor, einen Ansprechpartner aus dem Bläserkreis an die Seite zu stellen. Zum einen hat man als Hornmeister genügend Aufgaben, zum anderen ist damit auch ein Anschluss direkt an die Bläser gewährleistet und nicht der Hornmeister der einzige „Verbindungsmann“.

Hilfreich ist es immer, wenn mindestens zwei Bläser neu in die Gruppe kommen. Die Anfänger kennen dann schon jemanden und bleiben mit mehr Wahrscheinlichkeit in der Gruppe. Die Jungbläser müssen vorbereitet werden auf ein Verhalten der Gruppe, ebenso muss vorab die "Alt-" Gruppe über die Jungbläser informiert werden und motiviert werden, diesen alle Unterstützung und Hilfe zu geben.

 

2018 06 GewinnungvBlaesernAuch sollte man den Jungbläsern Informationen zum Ablauf, zu den Jahresveranstaltungen, zur Auftrittskleidung geben. Wenn dies schriftlich ist, umso besser. Im Braunen Hirsch gibt es z.B. einen „Steckbrief“ der Gruppe mit Fotos (zum Namen erlernen), eine Bläseradressliste, einen Überblick über die Auftrittskleidung und eine Geburtstagsliste der Bläser, und eine Liste der Jubilaren des Vereins.

Eine Aufnahme in den Bläsergruppen-Chat (WhatsApp-Gruppe) oder die Mailverteilerliste ist obligatorisch.

Gut wirkt auch ein „Initiationsritus“: So kann man die Anfänger im Rahmen eines Festes oder zumindest eines formalen Akts in die Gruppe aufnehmen, z.B. mit einem Vortrag der Anfänger vor der Alt-Gruppe. Oder mit dem Bekanntgeben der neuen Bläser und dem Vortragen eines einfachen Signals bei der nächsten Hauptversammlung durch diese.

Anfänger sollten auch aktiv zu Bläser-Seminaren motiviert werden.

 

Immer wieder neue Anfänger in der Gruppe…?

Meines Erachtens gibt es zwei grundsätzliche Alternativen:

Man kann eine alters-homogene Gruppe aufbauen, die gemeinsam wächst und eventuell auch gut wird! Gemeinsames Alter birgt auch mehr einheitliche Interessen und Fähigkeiten. Dies scheint zwar kurzfristig angenehm, führt aber langfristig zu gefährlichen Generationswechseln, zu weniger Integration von Neulingen durch die bestehende homogene Altgruppe. Ich habe selbst Bläsergruppen von „älteren Herrschaften“ erlebt, die sich einerseits beklagten, dass sie so wenig sind, andererseits aber keine Bereitschaft zeigten, andere überhaupt aufzunehmen (wie groß mag die Begeisterung eines 20-Jährigen sein, in einer Bläsergruppe von zehn 70-jährigen einzusteigen!).

Die andere Alternative ist, Interessierte jeden Alters jederzeit mit offenen Armen aufzunehmen. Damit bleibt die Gruppe heterogen im Alter. Es werden kaum die Situationen entstehen, dass eine Gruppe kollabiert! Jugendliche sowie Anfänger gehen zwar oft wieder verloren, da sich die Interessen verlagern, können aber ggf. wieder langfristig gewonnen werden.

In meinem langjährigen Durchschnitt verbleibt von sechs anfänglichen Bläsern einer Anfängergruppe EINE/R langfristig in der Gruppe. Dies erscheint vielleicht gering.  Mancher der Anfänger mag sich das Blasen einfacher vorgestellt haben, andere gehen wieder anderen Interessen nach und die nächsten möchten die Ausbildung nur für die Treibjagden nutzen. Diejenigen, die gewonnen werden können, verbleiben jedoch meist für viele Jahre!

Gruß Martin Geyer

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