Der Hornbrief Januar 2022 - Hubert Heinrichs „Fanfares autour de la chasse à tir“
Mein geschätzter Sebastian Wendler, fleißiger Hornbrief-Leser und Fachmann auf dem Gebiet der Trompe de Chasse, hatte sich zuletzt auf die Erscheinung des Newsletters "Fleißigen Komponisten" gemeldet und angemerkt, dass wohl doch Hubert Heinrich die Ehre gebührt auf dem Spitzenplatz der Komponisten zu stehen. So hat unser geschätzter Bläserfreund Hubert Heinrich (den ich auch in Dassel auf dem Bläserseminar kennen lernen durfte) in den letzten Jahren sehr fleißig komponiert und seinen Zyklus "Fanfares autour de la chasse à tir“ geschrieben, den er allen Jägern und Bläsern widmet (zum Zyklus siehe unten unseren Gastbeitrag).
Und so überflügelt Hubert Heinrich mit seinen jetzt gesamt 153 (von mir erfassten) Werken locker unsere anderen Komponisten und stellt sich an die Spitze (Sebastian Wendler spricht unten von insgesamt 600 komponierten Werken!!!). Die unten erwähnten Fanfaren stellt Hubert allen Bläsern frei zur Verfügung (siehe Link). Einen vielen Dank an Sebastian Wendler für den folgenden Gastbeitrag über Hubert Heinrich und den Zyklus„Fanfares autour de la chasse à tir“.
Die Noten sind hier (jeweils in einer ZIP-Datei zusammengefasst):
Fanfares autour de la chasse a tir.zip (Fanfaren für den Jagdablauf) (Stück Nr. 32 entfällt, ist nicht für Horn geschrieben)
Fanfares des chasseurs.zip (Fanfaren für die Jäger aus den Nachbarländern)
DIe ZIP-Dateien können in der Regel mit einem Windows-Betriebssystem geöffnet werden.
Viel Spaß beim Lesen - Martin Geyer
Hubert Heinrichs „Fanfares autour de la chasse à tir“
Beitrag von Sebastian Wendler
Lieber Martin und Peter,
zunächst vielen Dank für die Gelegenheit, den Zyklus „Fanfares autour de la chasse à tir“ allen Lesern des Hornbriefs vorstellen zu dürfen.
Die Idee zu diesem Gastbeitrag entstand, als ich einen der letzten Hornbriefe las, in dem es um das Schaffen verschiedener Komponisten ging. Hubert Heinrich war hier in meinen Augen etwas unterrepräsentiert. In meinem Beitrag möchte ich das ändern und ein paar Fanfaren, die erst vor ein paar Jahren geschrieben worden sind, vorstellen.
Diese Fanfaren sind das Pendant zu den „Fanfares des Circonstances et d’Animaux“, die sich im Laufe der Jahrhunderte für die "Chasse à courre" entwickelt hat. Um den Gesamtkontext hierzu zu verstehen, muss man die Jagdkultur in Frankreich etwas verstehen.
In Frankreich wird zwischen unterschiedlichen Jagdarten unterschieden, unter anderem:
- Chasse à courre: auch „vénerie à cheval“ genannt, also die Reiterjagd
- Vénerie sous terre: die Baujagd, jedoch ohne Schusswaffen
- Chasse au vol: die Falknerjagd
- Chasse à l’arc: die Jagd mit Pfeil und Bogen
- Chasse à tir: die „grüne“ Jagd, wie wir sie in Deutschland kennen
Das summiert sich in Frankreich auf über 1.100.000 Millionen Jäger. Somit gibt es in Frankreich deutlich mehr Jäger als in Deutschland (ca. 400.000).
Die Trompe findet in der Jagd vor allem in der Vénerie statt. Dort spielen zahlreiche Jäger bei jeder Jagd Trompe, auch wenn das Instrument noch so verbeult ist. Sie tun es mit Leidenschaft und sind stolz darauf, diese Tradition weiterzuführen. Interessantes Detail: das Solo ist dort fast selbstverständlich, in der Gruppe wird allenfalls am Anfang oder Ende der Jagd gespielt. Dies steht im krassen Gegensatz zu Deutschland, in der das Spielen als Solist - bis auf wenige Ausnahmen - leider praktisch nicht existent ist.
Bei der „Chasse à tir“, also der Jagd, die uns in Deutschland geläufig ist, wird eher kein Horn verwendet. Das „Königliche“, welches der Vénerie und der Trompe anhängt, ist bei dieser Jagdart nicht so stark vertreten. Die Jagdethik, wie wir sie in Deutschland kennen, ist in Frankreich nicht so ausgeprägt. In Frankreich wird zum Beispiel nur selten eine Strecke gelegt, es gibt keine Signale für erlegtes Wild, eine Bruchverteilung findet nicht statt.
Zur Entwicklung in Frankreich gehört auch, dass es eine sehr aktive Anti-Jagd-Bewegung gibt, die die Abschaffung der Vénerie sowie vielen weiteren Jagdarten fordert. Die Sorge ist daher, dass auch die Trompe im Zuge einer möglichen Abschaffung der Vénerie verschwindet.
All diese Faktoren tragen zu den „Fanfares autour de la chasse à tir“ dabei. Natürlich darf auch der Komponist, Hubert Heinrich, nicht fehlen. Hubert ist selbst seit 20 Jahren Jäger und als Elsässer auch mit der deutschen Jagdethik vertraut.
Für alle, die von diesem Namen bisher noch nichts gehört haben: Hubert Heinrich ist Trompe-Bläser und war 40 Jahre lang musikalischer Leiter der Gruppe „Rallye Trompes des Vosges“. Der Name dieser Gruppe lässt in Frankreich heutzutage die Augen aller Bläser in Frankreich zum Leuchten bringen. Sie hat in Sachen Präzision, Musikalität und Dynamik alles Bisherige in den Schatten gestellt, und das über Jahrzehnte. Ein wesentliches Merkmal: ca. die Hälfte der Gruppe waren Brüder. Die Familie Heinrich hat die Trompe-Geschichte in Frankreich hinsichtlich Pädagogik und Stil maßgeblich mitgeschrieben.
Dazu ist Hubert in unfassbarer Weise als Komponist tätig: ca. 600 Stücke stammen von ihm, angefangen von der kleinen Fanfare bis zur großen, mehrseitigen Fantaisie. Sein Schaffen als Musiker, Pädagoge und Komponist macht ihn vermutlich zur bedeutendsten Trompe-Figur der letzten 80 Jahre. Kurzum: Hubert ist in Frankreich eine Ikone der Trompe, jeder Bläser kennt ihn. Und er hört nicht auf: sein Drang, die Trompe musikalisch weiterzuentwickeln und auch Menschen außerhalb der Vénerie zugänglich zu machen, ist ungebrochen.
Vor dem Hintergrund dieser Gemengelage ist die Idee gereift, Fanfaren für die „grüne Jagd“ zu schreiben. Sie sollten:
- einfach zu spielen sein, damit auch ungeübte Bläser sie einfach lernen können.
- den Jagdablauf einer Gesellschaftsjagd darstellen
- von wenigen Bläsern (2-6 Bläsern) zu spielen sein
- keine Kopie der Vénerie sein
So entstand dieser Zyklus, der den Ablauf einer Gesellschaftsjagd vom „Sammeln der Jäger“ (Appel au rond“) bis zum Schüsseltreiben („Menus plaisirs“) musikalisch begleitet.
Selbstredend können auch Es-Hornbläser diese Stücke für ihre Auftritte nutzen. Aus meiner Sicht sind diese Stück sogar für unsere Ohren einfacher zu verstehen als der Vénerie-Stil im 6/8-Takt, der häufig - aufgrund von mangelndem Hintergrundwissen - missverstanden bzw. verachtet wird. Daraus ergibt sich die Chance, sowohl die Trompe als auch das Parforcehorn bei Treibjagden bekannter zu machen. Das Horn gehört in den Wald, warum denn immer nur das Fürst-PlessHorn? Und ist das Parforcehorn nicht noch aussagekräftiger als ein Pless-Horn?
Die Jagd soll verbinden, sie soll in einem freundschaftlichen Geist stattfinden. Dazu trägt Musik ihren Teil bei. Im Sinne des Zusammenhalts hat Hubert den „Fanfares autour de la chasse à tir“ die „Fanfares des régions“ sowie die Fanfaren für die Jäger aus den Nachbarländern hinzugefügt. Jedem Stück liegt ein regionales Lied oder die jeweilige Hymne des Landes zugrunde. Natürlich kann man mit dem Horn meist nicht die komplette Hymne abbilden. Manche Melodien sind jedoch sofort erkennbar, vor allem die von Frankreich, Deutschland und Spanien.
Für alle, die sich für die Fanfaren interessieren, hier ist der Link zu Huberts Website: https:// hubert-heinrich.fr/boutique.html
Auch das Forum für Jagdmusik vertreibt die CD dazu: https://www.forum-jagdmusik.de/shop/
Hubert hat großzügigerweise seine Einverständniserklärung dazu gegeben, dass Martin die Partituren auf die Website hochlädt und dort kostenlos zum Download bereit stellt.
Ich ermutige alle Bläser, von diesem Schatz Gebrauch zu machen, zum einen von den Noten, zum anderen auch von den Aufnahmen!
Mit herzlichen Grüßen - Sebastian Wendler
Mit bläserischen Grüßen
Martin Geyer Dr. Peter Neu
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