Ekmelk "Ekmelik"

Jagdmusik, Naturtöne und "Schiefe Töne"

 

Jagdmusik, Naturtöne und "Schiefe Töne"

Bedeutung für die Jagdmusik

Die ekmelischenTöne sind - ganz einfach mal gesagt - die problematischen Töne der Naturtonleiter.

Diese Töne können auf einem temperierten Intstrument wie einem Klavier oder einer Orgel gar nicht gespielt werden, da sie zwischen zwei Halbtönen liegen. Das muss ein Orgelspieler oder Pianist wissen, wenn er ein Naturtoninstrument begleitet, sonst sind starke Dissonanzen vorprogrammiert.

Die Orgel kann ihre Töne nicht angleichen, also muss es das Horn tun.

Grund dafür ist die "Diatonik" das heisst, dass in der "normalen" (diatonischen) Tonleiter z.B in C Dur statt Ganztönen nur Halbtonschritte (zwischen e / f und h / c) eingefügt sind. Man macht das zur Korrektur des "pythagoräischen Kommas", damit sich nach acht Quinten wieder exakt fünf Oktaven ergeben können, ... aber das führt hier an dieser Stelle etwas zu weit.

Trotzdem ist es von elementarer Bedeutung weil auch das Gehör unseres Publikums diatonisch geschult ist. Es wird - wenn unvorbereitet - immer diese ekmelischen Töne als "schräg" oder gar falsch empfinden und lastet uns ein falsches Spiel an, obwohl unsere Töne mathematisch und physikalisch völlig korrekt sind.

 

             Klavier / Orgel / Zuhörer:     temperierte, diatonische Stimmung

             Naturtoninstrument / Horn :   pythagoräische Stimmung.

 

Trotz der Schwierigkeiten der Ekmelik wäre es falsch, beim jagdlichen Blasen diese Naturtöne immerzu zu korrigieren. Sie sind vielmehr als Besonderheiten der Jagdmusik anzumerken, vor allem da sie ja Naturtöne, also völlig richtig sind. Das „Falsche fa“ und a2 klingen zwar schräg, wenn man es aber selbstbewusst, beherzt und etwas harzig bläst, akzeptiert das Publikum schnell seinen außergewöhnlichen Charme und beginnt ihn bald zu schätzen.

Man könnte es eigentlich recht gut mit der „Blue Note“ im Jazz vergleichen und vielleicht als „Hunting Note“ bezeichnen. Es kommt bei der Musik ja nicht nur auf die absolute Höhe eines Tones sondern auch um dessen "Präsentation" an, aber dazu gehört Einfühlungsvermögen und etwas Eleganz.

Bei der "temperierten" Tonleiter teilt man die Oktave in 12 Halbtöne auf. Jeder Halbton noch mal in 100 Teile (= Cent). Von Halbton zu Halbton sind es immer die gleichen 100 Cent. Eine Oktave hat demnach 1200 Cent.

Der 7. NT (Naturton) (b1) weicht gegenüber einem temperierten b1 49 cent nach unten ab.

der 10.NT (e2) hängt immer ein bisschen (um 10 cent) und sollte mittels kräftigem Luftstrom und den Lippen immer etwas angehoben werden. Anmerkung: Die meisten Hörner hängen hier bauartbedingt noch erheblich mehr, so dass das e2 recht problematisch werden kann.

Der 11. NT (f2) liegt 53 cent höher als f2. Man bezeichnet diesen Ton als "Alphorn Fa", er reibt sich besonders intensiv mit unserem Gehör, kann aber genauso leicht etwas abgestopft werden und stimmt dann.

Der 13. NT (a2) liegt 27 cent zu tief. Hier kann man alternativ den 13. NT anblasen und dabei etwas abstopfen oder auch das a2 als 12. Nt anblasen und über den Lippenansatz korrigieren. Der 11. und 13. NT lässt sich natürlich auch auf einem Umschalthorn sauber intonieren.

Hampelfaa2

 

Schon Hampel und Punto weisen in ihrer Hornschule auf die Dissonanz des 11 mit dem 13 NT hin und bittet die "jungen" Komponisten, auf diesen Akkord zu verzichten.

.....wird eine schreckliche Dissonanz erzeugen......

Die 11/13 Doppelproblematik begegnet uns trotz dieser Warnung durchgängig in Kompositionen was viele Bläser dazu veranlasst, zu einem b/es Umschalthorn zu greifen.

 Der 14. NT (b2) liegt 49 cent zu tief.

 

Bei den anderen Tönen gibt es nur geringfügige Abweichungen siehe Tabelle

v5 abweichungen der naturtonreihe2

 

Die Grafiken sind der Homepage der Heuchelberger Alphorngruppe übernommen, der ich an dieser Stelle herzlich für die Überlassung danken möchte.

http://www.heuchelberger-alphornbrass.de

 

 

Was bedeutet das für das Jagdhornblasen?

Beim konzertanten Blasen wird man auf Korrekturen zugunsten der Intonation nicht verzichten können, so daß hier zwangsläufig die Dämpfungs- oder Schalttechnik zur Anwendung kommt. Jede andere Einstellung wäre zu puristisch. Das F2 notfalls zu schalten, mit den Lippen nach unten zu korrigieren oder kurz mit der Hand abzudecken sollte zum Handwerkszeug des Jagdhornisten gehören. Die anzuwendende Blastechnik hängt, neben der physischen Besetzung mit reinen Es oder mit Umschalthörnern, immer von der Auswahl des Stückes ab. Der avancierte Bläser wird sich nicht im Schützengraben der einen oder anderen Partie verschanzen dürfen, sondern muss beide Techniken gleichwohl beherrschen. Allerdings muss sich der Hornmeister der Gruppe im Klaren sein, welche Ansprüche er an seine Truppe, die Bauweise seiner Hörner und das Publikum stellt und welches Image er nach außen repräsentieren will.

Bläst man Weihnachtslieder und andere Volkslieder, die allgemein bekannt und "im Ohr" sind, ist es ein Muss, genau zu intonieren oder gleich zu schalten. Ich gehe sogar so weit, dass man auf die Darbietung volksbekannter Stücke eher verzichten sollte. Man kann auch zu der Gruppe von Parforcehörnern Ventil- oder Waldhörner stellen, die von F-Horn die führenden Stimmen eine Sekunde tiefer transponieren oder die führenden Stimmen konsequent mit b/es Umschalthörnern besetzen. Für Plessgruppen gibt es mehrere Stücke, bei denen ein oder zwei Ventilplesstimmen notiert sind. Ein einfaches offenes Blasen ohne Intonation klingt sehr, sehr jämmerlich.

Die Umsetzung der Technik spiegelt sich auch in der Besetzung, der Hornhaltung und der Aufstellung der Bläser wider. Die Gefahr, die man läuft, ist eine Jagdhorngruppe mit einem Posaunenchor zu verwechseln oder auch Jagdmusik von romantischer Waldhornmusik. Er muss vor dem ersten Ton den historischen Hintergrund und die kulturelle Provenienz des Stückes kennen um es überhaupt richtig interpretieren zu können. Es kann weitaus besser sein auf ein Stück zu verzichten, wenn man keinen Zoll an dessen Herkunft zahlen möchte.

Eine  französische Fanfare oder auch böhmisch-tschechische Jagdmusik würde man ganz offen blasen und die Naturtöne belassen wie sie sind. Bei den französischen Stücken sollten auch diverse spezielle Stileelemente (s.d) mit eingearbeitet werden und das Stück nicht nur im Ton simple (s.d) präsentiert werden.

Ein vier bis fünfstimmiges konzertantes Stück für den musikalischen Salon lebt manchmal von gebeugten Töne in der dritten Stimme zur Akkordergänzung. Auch in der ersten Stimme machen sich Halbtonschritte ausnehmend gut. Man würde solch ein Stück auch nicht in der freien Natur blasen, wo man die gestopften Töne schwerlich vernehmen kann. Hier ist es das a1 was die Schwierigkeiten macht. Da das a1 zum h1 hinleitet, steht es meist eine Note vor der Dominante in der dritten Stimme. Das a1 kann nicht geschaltet, sondern nur gestopft werden.

Bei den Stücken von Stief ist man meist mit der Umschalttechnik gut bedient, besonders in der dritten Stimme. Es kommt relativ häufig ein h1 vor, manchmal ein d. In einer Gruppe mit einheitlichem chorischen Klangbild bringen die sauberen geschalteten Töne wesentliche Vorteile (solange B- und Es-Schläuche am Horn aufeinander abgestimmt sind!). Ähnliches gilt wohl auch für die "Neue Österreichische" Jagdmusik. Diese Musik ähnelt immer mehr böhmischer Blasmusik so dass auch in der Basspassage das d1 gerne geschaltet wird.

Manche Quinten z.B. g1-d2 lässt man einfach geschaltet liegen, man kann so besser "zielen", ähnliches gilt für das Treffen des g0 oder des Pedal-g. Bei den Stücken aus der ehemaligen DDR, also Herbert Demel ist das Ventil auch einzusetzen.

Bei älteren österreichischen Stücken (Stiegler, Schantl) ist ein weicherer, romantischer Klang ähnlich dem des Wiener Horns anzustimmen. Man hat hier die Überschneidung zum Waldhorn. Die Mensur und Stürze der historisch verwendeten Instrumente (Modell Leichamschneider) entspicht dem auch eher. Die Musik wir aber totzdem offen geblasen, auf gestopfte Töne verzichtet, eine gelegentliche Korrektur ist höchstens beim f2 notwendig.

Bei französischen Fanfares de Fantaisie und bei französischen Messen ist wohl die Dämpfungstechnik am ehesten gefragt, besonders im Radoux. Hier gehören die Noten wie  b, h, fis, es und a zum Charakter des Stückes. Es gibt Stücke (Rochard) wie "Marche funébre" oder die "Veillée" von Chalmel  die in a Moll oder "Regrets" in c Moll. Diese Stücke entwickeln einen ganz besonderen eigenartigen Charme (Tragisch, trauernd)

Will der Jagdhornist solistisch blasen, seine Musik mit Klangfarben und mal romantischen, mal harzigen Klängen verzieren, wird er auf die Möglichkeit der Klangformung mit der Hand niemals verzichten wollen.

Schon mit den Lippen lässt sich der Ton um ca. 50 cent nach unten und ca. 25 cent nach oben modulieren (100 cent= 1 Halbton). Das ist ein sehr wichtiger Umstand. Manche Bläser - und da fällt mit Hubert Heinrich auf seiner CD "Trompe enchantée)" ein - korrigieren meisterlich fast ausschliesslich mit den Lippen.

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